Offenbar hat sich Geert Wilders vorgenommen, die Diskussion-Kultur im Haager Parlament gründlich auf den Kopf zu stellen. Am Donnerstag gab es lt. De Telegraaf einen „emotionalen Clash“ in der Volksvertretung. So hackte er erst einmal auf die niederländische Journalistin Joanie de Rijke ein, die durch die Taliban in Afghanistan entführt und vergewaltigt worden ist. Sie hat offenbar ein gewisses Verständnis für die Täter geäussert. Promt beschimpfte Wilders sie, dass dieser Vorfall bezeichnend für „den moralischen Verfall unser politischen Elite“ sei – und wies damit auf Politiker, Beamte etc. „Die ganze Elite leidet am Stockholm-Syndrom.“
Femke Halsema von GrünLinks keilte zurück. Wilders kenne „keine ethischen Grenzen“. Er solle sich „schämen“, weil er den Fall für seine Rechthaberei missbrauche. Wilders sagte, er werde sich „keinen Milimeter“ schämen. Angnes Kant von der postmaoistischen SP sagte, dass er „ein Opfer für seinen politischen Gewinn“ missbrauche. Arie Slop von der ChristenUnie meinte, dass Wilders der Frau einen „Extra-Schlag“ gegeben habe, in dem er so über die Frau gesprochen habe. PvdA-Fraktionsvorsitzende Mariëtte Hamer hielt ihm eine Liste von Sprüchen vor, mit denen er Einwanderer und Moslems „generalisierend“ behandelt habe, als ob er Staatsanwalt und auch noch Richter sei.
Wilders war noch nicht am Ende. Er forderte die Regierung auf, die Folgen der „Massen-Emigration“ zu untersuchen, so wie Schweden und Dänemark das gemacht hätten. Einwohner mit einer doppelten Nationalität, die sich etwas zu schulden kommen lassen, sollten aus dem Land geworfen werden. Und dann warf er Premier Jan Peter Balkenende und Vizepremier und Finanzminister Wouter Bos an den Kopf, sie sollten ihre Sachen packen und niemals mehr zurückkommen.