Für die von Geert Wilders „geduldete“ Regierung wird es heute ein spannender Tag. 566 Abgeordnete aus den Provinzen beschliessen heute um 15:00 Uhr, wenn die jewelige Provinz in die Erste Kammer (Senat) entsendet. Der Senat ist eine Art Bundesrat, wenn auch anders. Anders – die dortigen Abgeordneten vertreten ihre Partei und nicht ihre Provinz (Bundesland). Hier können über die Regierungs-Mehrheit in der Zweiten Kammer beschlossene Gesetze noch zurückgewiesen werden, passiert allerdings selten.
Warum ist spannend? Es geht um 75 Sitze. Bislang sieht es so aus, als ob sich VVD, CDA, PVV und die Oppositionsparteien in etwa die Wage halten. 75 geteilt durch bedeutet natürlich, dass es keine zwei halbe Sitze geben kann. Jetzt können die Provinz-Politiker auch taktisch wählen, also statt der eigenen VVD der PVV eine Stimme gebe. Und dann sind da noch ein paar Außenseiter von reinen Provinzparteien oder der 50+-Gruppe, die den Unterschied ausmachen können. Besonders fraglich ist die Situation der extremistischen Partei SGP. Bekommt die Anti-Frauen-Partei nun einen oder zwei Sitze? Zwei, findet Premier Mark Rutte besser, denn er will die Bibel-Fanatiker gern in seiner Regierungs-Nähe haben. Dann hätte er mehr das Gefühl, dass er eine Mehrheit hat.
Was, wenn nicht? Die Regierung könnte fallen, wird es aber nicht. Grund: bei eventuellen Neuwahlen hätten die einige Parteien viel zu verlieren, CDA und PvdA zum Beispiel. CDA, weil vielleicht noch mehr Wähler zur PVV überlaufen. PvdA, weil sie sich nicht als kräftiger Oppenent erwies. Gewinner bei diesen Neuwahlen würden die Wilders-Ein-Mann Partei (WEMP bzw. PVV) und D66, die Wähler bei PvdA und möglicherweise bei der VVD abziehen könnte – von Wählern, die den Pakt der VVD mit der anti-liberalen SGP nicht gut heissen.
Das war’s mit der eigenen Mehrheit, nur 37 von 75 Sitzen!
Das kommt’s echt auf die SGP an.
Spannend: Die Kombi PVV / SGP ist wirklich äußerst „ambitioniert“, wenn man sich ihre Standpunkte in ethischen Fragen (Abtreibung, Euthanasie, Homo-Rechte etc.) anschaut.
Aber wie sagt man so schön: Wo ein Wille zur Macht ist, ist auch ein Weg, erst recht für Geert W. – der (bzw. seine Vasallin L. Stassen) hat ja auch schon beim Koalitionsvertrag in Limburg auf seine Anti-Islam-Standpunkte („kein Halal-Essen in der Kantine“) verzichtet.
Ich denke, das Kabinett fällt erst mal nicht. Aber wenn die Probleme in Europa anhalten, wird Wilders „de stekker eruit trekken“ – ansonsten ist’s dahin mit der Glaubwürdigkeit bei Henk und Ingrid 😉