Kommt der Wilders-Film, kommt er nicht? Die Amsterdamer Zeitschrift „HP/de Tijd“ gab der Regierung in Den Haag schon mal 5 Tips:
1. Negiere die Unternehmer
Kurz gesagt hatte sich Arbeitnehmer-Chef Bernard Wientjes Sorgen um eventuelle Export-Verluste gemacht. HP/de Tijd hat aber nachgerechnet, dass 83 Prozent aller NL-Exporte in europäische Länder gehen würden! Davon allein nach Deutschland 24,4 und Belgien 12,7 Prozent. Das einzige islamische Land, mit dem man nennenswerte Wirtschafts-Kontakte habe, sei die Türkei – 1,1 Prozent. „Ein Handelskonflikt mit Erdogan und Konsorten wäre für unseren Export etwa ebenso riskant wie ein Konflikt mit der Tschechischen Republik (1,3 Prozent) oder der Schweiz (ungefähr genauso viel).“
2. Hör nicht auf die Kirchen
Den niederländischen Kirchengänger sei ohnehin wenig erspart geblieben. Es gäbe Pfarrer, die nicht an Gott glauben, oder sogar für Marxisten in Südamerika Geld sammeln würden. Die Organisation der Protestantischen Kirche (PKN) gebe aber nach wie vor zu allem ihren Senf ab, ob es nun der Krieg im Irak sei oder der Fitna-Film von Wilders. PKN-Chef Bas Plaisier wollte die Regierung zum Verbot des Films ermuntern. Und hatten die protestantischen Kirchen nach dem Mord an Theo van Gogh nicht von der Kanzel gepredigt, dass es nun um die Solidarität mit der Moslem-Gemeinschaft gehe? Und kein Wort zur Familie van Gogh gesagt? Nee, von solchen Kirchen sollte sich der Premier nichts sagen lassen.
3. Relativieren
Balkenende habe in den letzten Wochen den Eindruck erweckt, als ob das Vaterland mit dem Wilders-Film vor einer seiner schwersten Prüfungen stehe. Aber, kamen im Ersten Weltkrieg (als die Niederlande neutral war) nicht eine Million belgische Flüchtlinge ins Land? Habe damals die Spanische Grippe nicht 27.000 Tote gekostet? Wie war das mit dem Zweiten Weltkrieg? Oder zwischen 1947 und 1949, als die Niederlande vergeblich versuchte, die Kolonie Indonesien unter Kontrolle zu halten und dabei 5000 Niederländer und 150.000 Indonesier ihr Leben verliessen. Dann war ja noch die Überflutung 1953 mit 1800 und der Korea-Krieg mit 123 Toten. Kurzum: Balkenende solle nur nicht übertreiben.
4. Denk an die 70er Jahre
Damals habe Ministerpräsident Joop den Uyl den Öl-Boykott der arabischen Staaten (1973/1974) mit ein paar drastischen Massnahmen wie dem autolosen Sonntag durchstanden. Es geht also.
5. Halte eine schöne Rede
Regierungschef Balkenende solle sich ein Beispiel an amerikanischen Präsidenten nehmen. Die hätten, bsw. Ronald Reagan mit „Mister Gorbatsjov, tear down this wall“, einfach auch mal eine schöne aufmunternde Rede gehalten.